Stadt Schmallenberg investiert in die Dorfentwicklung von Gleidorf
Die Stadt Schmallenberg plant, am Kirchenstandort in Gleidorf ein kulturelles Angebot und eine Kindertagesbetreuung einzurichten. Die Evangelische Kirchengemeinde Gleidorf muss das Pfarrhaus und die Kirche in Gleidorf aufgeben. Der Rat der Stadt hat nun entschieden, den Standort von der Kirchengemeinde zu übernehmen und weiter zu entwickeln.
„Die Gemeinde ist vor einiger Zeit auf uns zugekommen, um uns die Entscheidung mitzuteilen, dass der Kirchstandort aufgegeben werden muss. Wir haben uns das Objekt angesehen und festgestellt, dass die Immobilie über Potenzial verfügt“, erklärt Beigeordneter und Kämmerer Andreas Plett von der Stadt Schmallenberg. „Der bauliche Zustand ist gut. Positiv bewerten wir auch die gute Verkehrsanbindung, die vorhandenen Parkplätze und die direkte Lage am Radweg.“
Die Auferstehungskirche in Gleidorf, die 1873 gebaut wurde, soll nach ihrer Entwidmung als Kunst-, Kultur-, Ausstellungs- und Veranstaltungsraum genutzt werden. Es gibt auch Überlegungen, wonach das Gebäude als weiterer Standort für standesamtliche Trauungen genutzt werden könnte. „Wir freuen uns sehr über das Angebot der Stadt, die Kirche künftig kulturell zu nutzen“, erzählt Pfarrerin Ursel Groß. Für die Kirchengemeinde in Gleidorf sei die Aufgabe des Gebäudes „ein schmerzlicher Prozess. Schließlich ist die Auferstehungskirche in Gleidorf die Wurzel der evangelischen Kirchengemeinde im Schmallenberger Sauerland. Erinnerungen werden wach, als die Friedenskirche in Bad Fredeburg aufgegeben und abgerissen werden musste, weil sich damals kein Investor für das Gebäude gefunden hatte. „Diese Wunde sitzt bis heute tief“, erklärt Ursel Groß. "Umso erfreulicher ist es, dass die Stadt für die Zukunft des Areals in Gleidorf konkrete Pläne hat, nach denen das Ortsbild erhalten bleibt und die Gebäude auch weiterhin öffentlich zugänglich bleiben."
Im ehemaligen Pfarrhaus plant die Stadtverwaltung, eine Großtagespflege für die Betreuung von Kindern unter 3 Jahren einzurichten. „Immer mehr Familien mit Kindern unter drei Jahren haben Betreuungsbedarf. Damit der Rechtsanspruch der Eltern auf einen Betreuungsplatz sichergestellt werden kann, müssen wir mehr Plätze anbieten“, sagt Andreas Plett. „Wir betreiben bereits in Schmallenberg und Bad Fredeburg Großtagespflegestellen, in denen sich Tagesmütter um bis zu neun U3-Kinder kümmern. In Gleidorf lassen sich die Räumlichkeiten im Erdgeschoss des ehemaligen Pfarrhauses mit überschaubarem Aufwand für diesen Zweck umbauen.
Die Stadt übernimmt ebenfalls den Friedhof, der südwestlich der Kapelle auf der gegenüberliegenden Seite des Radweges liegt. Beerdigungen finden dort ab Januar 2025 nicht mehr statt. Der Friedhof wird stillgelegt, aber die Ruhefristen werden eingehalten.
„Die Gemeindemitglieder sind erleichtert, dass die Stadt das Grundstück übernimmt. Wir trennen uns schweren Herzens von der Immobilie. Aber wir hatten keine andere Wahl“, erklärt Pfarrerin Ursel Groß. „Zum einen hat unsere evangelische Landeskirche beschlossen, dass alle Gebäude bis 2035 klimaneutral sein müssen. Zum anderen wird uns in den kommenden Jahren ein großer Rückgang an Kirchensteuereinnahmen begleiten, bedingt durch Kirchenaustritte und den demographischen Wandel. Ein Energieberater hat darum zunächst beide Standorte in Schmallenberg und Gleidorf auf Herz und Nieren geprüft und so kam nur in Frage, Gleidorf aufzugeben. Das Investitionsvolumen dort hätte die Kirchengemeinde nicht aufbringen können; allein das Pfarrhaus hätte mit einem hohen finanziellen Aufwand saniert und gedämmt werden müssen. In Schmallenberg sind die Voraussetzungen andere, denn die Christuskirche aus dem Jahr 1952 verfügt über eine bessere Dämmung, seit 2010 gibt es zudem eine Photovoltaikanlage auf dem Dach."
Wenn die Landeskirche der Entwidmung der Auferstehungskirche zugestimmt hat, wird dort ein letzter Gottesdienst stattfinden.