Seht da den Menschen
Kreuzweg
Illustration von Carl Siebert - Gestaltung und Texte zusammengestellt von Gisela Dickel © 2010 Carl Siebert
Carl Siebert
1922 in Schmallenberg geboren und aufgewachsen. Ausbildung zum Grafiker, Mediengestalter und Illustrator in Wuppertal, Köln, Hamburg und Paris. Ausbildung als Maler bei Arnold Fiedler. Setzte sich manchmal mit mythologischen und anthropologischen Themen künstlerisch-grafisch auseinander. Liebe zum Schicksal finden; dies hat ihn getrieben, den Leidensweg Jesu nachzuzeichnen. Für ihn waren die Kreuzwegstationen gleichermaßen „Stationen des menschlichen Schicksals“. Von 1963 bis zu seinem Tod im Jahr 2012 lebte er in seiner Wahlheimatstadt Paris.
Die Ölkreidezeichnungen des Kreuzweges hat Carl Siebert 2010 seiner Heimatkirche St. Alexander Schmallenberg geschenkt.
Foto: Carl Siebert bei seiner Ausstellung "Werke aus den 90er Jahren" im April 2001 im Technischen Museum Fleckenberg
Kleine Geschichte des Kreuzweges
Seit dem 15. Jahrhundert wird das Leiden Jesu Christi in zunächst 7 Stationen (die 7 Fußfälle) und später in 14 Stationen dargestellt. Bildstöcke auf dem Weg zu Kapellen und Kirchen, besonders zu Wallfahrtskirchen machen das Geschehen des Leidensweges Jesu anschaulich; in katholischen Kirchen hängen meistens Bilder des Kreuzweges. Ursprung war der Brauch, bei Wallfahrten im Heiligen Land die einzelnen Stätten der Passion nacheinander aufzusuchen. Dies und die vor allem von Franz von Assisi geförderten Passionsandachten führten zu dem Wunsch, die heiligen Stätten auch fern von Jerusalem nachzuerleben.
Den Kreuzweg beten
In der Begegnung und Auseinandersetzung mit Jesus, der für uns den ersten eigentlichen Kreuzweg gegangen ist, finden wir uns selbst wieder, entdecken wir die Deutung unseres Leben. Über den Kreuzweg können wir nicht reden, den Kreuzweg können wir uns nicht einfach anschauen, den Kreuzweg sollten wir betend gehen.
I
Jesus wird zum Tode verurteilt
Auch wir urteilen oft über andere Menschen. Manchmal werden auch wir verurteilt. Das Verurteilen zerstört Freude und Glück.
II
Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schulter
Es gibt viele Kreuze in unserem Leben, die uns auferlegt werden: Krankheit, Leid, Sorgen.
III
Jesus fällt zum 1. Mal
Uns scheint oft unser Kreuz zu schwer. Ein Leid bedrückt uns: Die Krankheit eines lieben Menschen, Sorgen um die Kinder, vielleicht der Verlust eines guten Arbeitsplatzes.
IV
Jesus begegnet seiner Mutter
Wir leben in einer Familie. Wir spüren, dass wir zusammengehören. Eltern leiden unter dem Leid der Kinder; die Kinder leiden unter dem Leid der Eltern.
V
Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
Schon oft fanden sich Menschen in unserem Leben, die uns geholfen haben: Freunde, die uns in der Not nicht im Stich ließen; Nachbarn, mit denen wir über unsere Schwierigkeiten sprechen können.
VI
Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
Oft haben wir niemand, mit dem wir sprechen können: der uns raten kann, dem wir uns anvertrauen können; der ein tröstendes Wort für uns hat.
VII
Jesus fällt zum 2. Mal
Wir spüren oft, dass wir schwach sind. Jede Sünde erleben wir als einen Fall, als Bedrückung. Christus sagt uns, dass wir immer wieder aufstehen können.
VIII
Jesus begegnet den weinenden Frauen
Auch wir begegnen Jesus auf dem Kreuzweg. Er sagt auch uns: Seid nicht traurig über mich; seid traurig über euch.
IX
Jesus fällt zum 3. Mal
Bisher haben wir immer wieder aufstehen können. Was werden wir tun, wenn wir einmal ganz am Boden liegen; wenn uns alles hoffnungslos erscheint?
X
Jesus wird seiner Kleider beraubt
Wie haben wir selbst darunter gelitten, als andere unsere Fehler an die Öffentlichkeit zerrten, uns bloßstellten. Oder haben wir dies ohne Grund mit anderen getan?
XI
Jesus wird an das Kreuz genagelt
Auch wir haben Menschen festgenagelt. Wir haben sie eingeordnet, eingestuft. Nie haben wir das Bild von ihnen in uns geändert.
XII
Jesus stirbt am Kreuz
Wir behalten so gern für uns zurück. Wir halten das für Gewinn, was wir fest in der Hand behalten. Doch Leben wird geschaffen durch das, was wir geben.
XIII
Jesus wird in den Schoss der Mutter gelegt
Wir stehen oft am Sarg eines lieben Menschen. Wir empfinden große Trauer. Und dennoch sind wir nicht ohne Hoffnung.
XIV
Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt
Wir gehen mit Christus durch den Tod. Wir werden wie er begraben. Wir glauben, dass wir mit ihm auferstehen.