Stille Weihnacht
Die Ausstellung „Stille Weihnacht“ bietet einen Ruhepol in dieser krisenhaften und eher unruhigen Zeit.
Historische Glaskunstwerke inmitten eines denkmalgeschützten Bereichs laden ein, innezuhalten und Abstand zum Alltag zu finden.
Der Rundgang auf dem alten Friedhof „Am Zehnthofweg“ besteht aus verschiedenen Stationen. Weihnachtliche Motive und auch Abbildungen von Adam & Eva oder der Auferstehung Christi erinnern daran, woher wir kommen und was
uns wichtig ist.
Eine besondere Illuminierung lässt die Objekte bei Dunkelheit erstrahlen und vermittelt eine weihnachtliche und friedvolle Stimmung.
Die Krippendarstellung
Der Entwurf der ehemaligen Glasmalerei Reuter aus Köln stammt ca. aus dem Jahr 1950. Während seiner Berufsjahre in Köln erwarb Martin Vollmert diesen Entwurf. Zur Eröffnung seiner Werkstatt für Glasgestaltung im Dezember 1982 stellte er dieses bleiverglaste Bild her.
Nach dem Entwurf wurde zuerst ein Karton gefertigt - eine technisch ausgefeilte Darstellung im Maßstab 1:1 - künstlerisch bis ins letzte Detail ausgearbeitet. Dieser Karton bildete die Vorlage für das Glasbild, welches mit mundgeblasenem Echtantik Glas maßstabsgerecht zugeschnitten und mit speziellen Glasmalfarben bemalt wurde. Durch einen aufwändigen zweimaligen Mal- und Brennvorgang erhielt das Glasbild seine Leuchtkraft.
Dargestellt wird die Geburt Jesu. Zu sehen ist Maria, die auf das Jesus-Kind in der Krippe schaut. Im Hintergrund sind Ochs und Esel dargestellt.
Gotisches Kirchenfenster Havixbeck
Das Kirchenfenster ca. aus dem Jahr 1890 wurde aus der Kirche St. Dionysius in Havixbeck im Münsterland 1968 ausgebaut. Die Fenster hätten zur damaligen Zeit aufwendig restauriert werden müssen, zudem herrschte in den 60er Jahren ein anderer Zeitgeist. So entschied sich der damalige Kirchenvorstand neue, hellere Fenster in Auftrag zu geben. Die Fragmente des alten Kirchenfensters standen ca. 40 Jahre ungenutzt in der Glasmalerei Junglas in Münster. In den 70er Jahren arbeitete Martin Vollmert zwei Jahre in der mittlerweile aufgelösten Glasmalerei. Der Schmallenberger übernahm Material und die alten Felder, die von ihm für die Ausstellung in ein neues Licht gerückt wurden. Mit einem gotischen Bogen aus mundgeblasenem roten Echtantikglas erweiterte Martin Vollmert das Fenster und so bekam die Bleiverglasung den Charakter eines gotischen Kirchenfensters.
St. Martin
Die Darstellung von St. Martin stammt aus dem Jahr 1956. Conrad Schmitt hat es entworfen, die Ausführung lag in den Händen der Glasveredelung Winnen in Köln. Martin Vollmert arbeitete 10 Jahre in dem Betrieb im Rheinland und übernahm die Felder, nachdem die Glasveredelung aufgelöst wurde.
Dargestellt wird der heilige Martin auf seinem Pferd, der seinen Mantel mit dem Bettler teilt. Es handelt sich hier um eine Bleiverglasung mit einer Schwarzlotkonturen-Malerei auf verschiedenfarbigen mundgeblasenen Echtantikgläsern.
Krippenfiguren aus dem alten Schmallenberger Krankenhaus
Hier sehen Sie die Krippe aus dem alten Schmallenberger Krankenhaus in der Weststraße 48. Das Krankenhaus wurde am 31. Dezember 1974 geschlossen. Die Krippenfiguren aus den Jahren um die Jahrhundertwende befanden sich in der angegliederten Krankenhauskapelle. Die Schmallenberger Familie Duda bewahrte sie und stellte sie regelmäßig in der Weihnachtszeit auf diesem Alten Friedhof auf. Mittlerweile hat der Verkehrsverein die Krippe übernommen und plant, sie künftig jedes Jahr um Weihnachten herum zu präsentieren. Zu sehen sind Maria, Josef, das Jesuskind, die Heiligen Drei Könige und die Tiere an der Krippe.
Krippendarstellung Kirche Oelde
Der Entwurf der Krippendarstellung stammt von Werner Klenk aus Oelde. Der Glaskünstler und Bildhauer ist in Schmallenberg kein Unbekannter. Klenk gestaltete den Breybalg in der Nähe des Schmallenberger Rathauses. Die Skulptur befindet sich seit 2009 dort, wo West- und Oststraße aufeinandertreffen. Die Geschichtssäule an der Stadthalle stammt ebenfalls von Werner Klenk in Zusammenarbeit mit Martin Vollmert.
Die Krippendarstellung war ein Musterfeld für eine Krypta in Oelde, in der 15 Stationen aus dem Leben Jesu dargestellt wurden. Das Musterfeld ist im Nachhinein etwas anders ausgeführt worden. Aber das ist nicht ungewöhnlich: Von jedem Kirchenfenster wird zunächst ein Musterfeld erstellt, um vor Ort die Farben und die Wirkung zu kontrollieren.
In dieser Krippendarstellung singen die Hirten an der Krippe, im Hintergrund strahlt der Stern. Die Ausführung des Werkes aus dem Jahr 2000 lag in den Händen der Werkstatt für Glasgestaltung Vollmert hier in Schmallenberg.
Der Gute Hirte
Der Gute Hirte ist ein Musterfeld aus einer Kirche deren Ort nicht mehr nachzuweisen ist, der Entwurf aus den 60er Jahren ist ebenfalls unbekannt. Hergestellt wurde es in der Glasveredelung Winnen in Köln.
Zu sehen ist der Gute Hirte der seine Lämmer hütet - im übertragenen Sinne Christus.
Im Gewand des Hirten sind Flammenornamente abgebildet die seine absolute Hingabe widerspiegeln. Der blaue Hintergrund des Himmels weist auf eine zukünftige Welt. Der Hirtenstab ist ein Kreuz und die schützende Hand strahlt Sicherheit und Geborgenheit aus.
Der Posaunenengel
Diese Darstellung ist eine Rarität. Der Entwurf von Paul Weigmann stammt ca. aus dem Jahr 1950. Der mittlerweile verstorbene Leverkusener Künstler hat etwa 300 Kirchen mit Fenstern ausgestattet. Seine bekanntesten Werke sind im Paderborner Dom, im Mainzer Dom, im Speyrer Dom und im Wormser Dom zu sehen.
Das Besondere an diesem Posaunenengel ist, dass es sich um eine Schliffarbeit und nicht wie bei den anderen Werken um Bleiverglasungen oder Glasmalereien handelt. Der Flächenschliff ist derart speziell, dass es heute kaum noch Handwerker gibt, die diese Technik beherrschen. Bei dieser sehr aufwendigen Arbeit bearbeitet der Glasschleifer mit einer sogenannten biegsamen Welle und sich drehenden Korundsteinen in mehreren Arbeitsschritten das Glas. Zu sehen sind die Posaunenengel, die die frohe Botschaft verkünden.
Auferstehungsszene 1 und 2
Der Entwurf aus dem Jahr 1950 stammt von Hermann Gottfried, die Ausführung lag in den Händen der Glasveredelung Winnen in Köln.
Das linke Objekt zeigt Jesus, der aus dem Grab heraustritt und seine Wundmale zeigt. Auf dem rechten Fenster ist Maria von Magdala mit einer weiteren Frau abgebildet. Sie sind die ersten Zeuginnen und Botschafterinnen der Auferstehung. Das Werk ist insgesamt sehr dunkel gehalten und unterstreicht somit das mystische Ereignis des Christentums. Bei Beleuchtung entfalten die Farben ihre Pracht und strahlen umso stärker und schöner.
Adam und Eva
Der Entwurf aus dem Jahr 1950 ist von Helmut Lang, ausgeführt wurde es von der Glasveredelung Winnen in Köln.
Es handelt sich um ein Musterfeld für eine Kirche.
Adam und Eva mit Schlange und Apfel sind abgebildet. Im Hintergrund erkennt man eine Rautenaufteilung mit einzelnen Ornamenten. Insgesamt ist das Werk hell gehalten, Gesichter und Konturen sind zu erkennen. Auch hierbei handelt es sich wie bei den anderen Werken um mundgeblasenes Glas. Weltweit gibt es nur noch drei Hütten, die diese Technik des „Glasmachens" anwenden -eine befindet sich in Waldsassen im Bayerischen Wald.
Texte zur Weihnachtszeit
Siehe ich verkünde euch große Freude - ein Text aus dem Lukas Evangelium - geschrieben von der Grafik-Designerin Anne Vollmert aus Schmallenberg.
Der Text ist nicht nur mit einem Pinsel, sondern auch mit einem von Hand zugeschnittenem Balsaholz auf Papier aufgetragen worden. Das hauchdünne Japanpapier wurde zunächst eingefärbt, danach getrocknet und bemalt. Nach dem Glätten konnte es dann mit Tusche und Acrylfarbe beschrieben werden. Der Text ist wie alle hier gezeigten Objekte durch Sicherheitsglas geschützt. Damit keine Feuchtigkeit eintreten kann wurde es anschließend zu Isolierglas verarbeitet.
Verkündigungsengel
Der Entwurf wird Herrmann Gottfried aus Neuwied zugeschrieben.
Die Botschaft in lateinischer Schrift steht auf der Stola des Verkündungsengels. Es handelt sich um ein Musterfeld eines Kirchenfensters. Woher es stammt, ist unklar. Denn als Martin Vollmert 1970 in der Glasveredelung Winnen anfing, stand es bereits dort. Dieses Werk mit seinen leuchtenden Farben grün, rot, gelb und orange ist abends, wenn es beleuchtet wird, besonders wunderbar anzusehen.
Engel
Das alte Kirchenfenster befand sich lediglich in Fragmenten in der Firma von Martin Vollmert. Dementsprechend ist der Entwurf unbekannt. 1990 wurde es in der Werkstatt für Glasgestaltung von Grund auf restauriert und neu verbleit.
Der Engel in einer runden Form dargestellt, überstrahlt in der Dunkelheit alles. Zu sehen ist er in seinem Gewand mit Flügeln mehr oder weniger auf den Wolken schwebend. Das Blau im Hintergrund stellt den Himmel dar.
Anbetung der Hl. Drei Könige
Der Bildhauer und Glaskünstler Wilhelm de Graaff gestaltete im Jahr 1954 diese Glasmalerei. Zu sehen sind die Drei Weisen
aus dem Morgenland bei der Anbetung des neugeborenen Heilands auf dem Arm der Gottesmutter Maria.
Der Essener de Graaff wurde 1912 geboren und war vor allem in der Nachkriegszeit ein bedeutender Glasmaler. Er stattete mehr als 100 Kirchen und nicht-sakrale Gebäude in NRW und Luxemburg aus. De Graaf, der 1975 verstarb, war ein Vertreter der linear-graphischen rheinischen Glasmalerei.
Die Anbetung der heiligen Drei Könige befand sich ursprünglich in der katholischen Kirche Herz Jesu in Essen-Frintrop.
Maria, die Sternenumkränzte
Das ca 210 mal 105 cm große Kirchenfenster befand sich ursprünglich im Kloster Maria Hilf der Redemptoristen in Bochum.
Franz Pauli, ein künstlerischer Vertreter der Nachkriegsepoche, war bis zu seinem Tod 1970 nur 13 Jahre als Künstler tätig.
Dennoch hinterließ er ein umfangreiches Werk an figürlichen und abstrakten Kirchenfenstern, Ölbildern und Objekten. In seiner Glasmalerei setzte er sich mit diversen biblischen
Inhalten auseinander. Rund 120 Kirchen in Deutschland stattete PAULI mit seiner Glasmalerei aus - unter anderem die Fenster
in der kath. Kirche in Schmallenberg - Dorlar.
Maria trägt eine Krone aus 12 Sternen, sie ist mit der Sonne umkleidet und unter ihren Füßen befindet sich der Mond.
In der Bildersprache der Apokalypse stehen diese 12 Sterne für alle, die das Volk Gottes bilden. Sie sind eine Anspielung auf die Zwölfzahl der Stämme des Bundesvolkes.
Maria mit Kind
Die Glasmalerei Maria mit Kind stammt aus dem Privatbesitz der Kunsthistorikerin Annette Jansen-Winkeln. Sie und ihr Mann haben sich der Rettung von Kirchenfenstern aus Kirchen, die abgerissen werden, verschrieben. Wann dieses Werk von Maria, die das neugeborene Jesuskind hält, entstanden ist, kann nicht genau gesagt werden. Vermutet wird, dass es um 1970 angefertigt wurde. Es handelt sich hierbei um eine sogenannte Konturen Schwarzlot Malerei mit leichtem Überzug.
Text von Andrea Schwarz
"Meistens wird Gott ganz leise Mensch“. Der besinnliche Text von Andrea Schwarz lädt den Betrachter ein Inne zu halten und eine Sichtweise abseits des Konsumverhaltens in der Weihnachtszeit zu entdecken. Geschrieben wurde der Text von der Grafik Designerin Anne Vollmert mit einem Balsaholz und
Tusche auf zwei hintereinander liegende Blätter aus hauchdünnem Japanpapier. Das Zusammenspiel der fragilen Materialien unterstreicht den Inhalt und die Bedeutung des Textes.